Die Armbrust - Verband der Armbrustschützen Österreichs

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Die Armbrust
Geschichte

Die vorchristliche Armbrust

Die Armbrust in ihrer ursprünglichen Form und Verwendung diente ausschließlich als Kriegs- und Fernwaffe, d.h. sie wurde auf große Distanz verwendet, während Schwert, Dolch, Spieß oder Keule Nahkampfwaffen waren. Erst viel später, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wurde sie durch die Erfindung des Schwarzpulvers und somit der Feuerwaffen entthront. Erst seit dem 15. Jahrhundert wurde sie nur noch als Scheibenwaffe verwendet. Die Geschichte der Armbrust reicht bis weit vor Christi Geburt zurück. Die Chinesen kannten sie schon um 1200 vor Christi und hatten eine eigene Schloß- und Bogenkonstruktion, welche sich von der europäischen Armbrust völlig unterscheidet, man nimmt an, daß die chinesische sowie die europäische Armbrust getrennt erfunden wurden. Die Verschiedenheit der Schloßkonstruktionen bestätigt diese Annahme. Die hinterindische Armbrust wurde von China inspiriert und die afrikanische nach europäischem Vorbild gestaltet. Man sieht also, daß in China die Armbrust viel früher als in Europa in Verwendung war. In den einzelnen chinesischen Herrscher - Dynastien wurde sie stets mit Erfolg verbessert. Mit der Armbrust waren die Möglichkeiten des Schützen schon weiter gesteckt, denn mit dem schweren Armbrustbogen ließ sich die Geschoßenergie auf das 3 - 10fache der Leistung eines Handbogens steigern. Die Spannkraft des Armbrustbogens stieg auf mehrere hundert Kilo.

Die römische Armbrust

Drei Quellen belegen die Existenz der römischen Armbrust. Das um 390 n. Ch. von Flavius Vegetius Renatus erschienene Kriegsbuch beweist laut seinen Aufzeichnungen (auf Steinreliefs) das Vorhandensein der Armbrust. Auf dem in Solignac (Frankreich) aufgefundenen Stein (Zeichnung) ist eine leichte Armbrust mit Hornbogen, Rinne und Zapfenschloß deutlich erkennbar. Die schwere Jagdarmbrust aus Saint Marcel (Frankreich) wurde bereits in das 1. Jahrhundert datiert. Wieder läßt die Zeichnung auf einen Hornbogen schließen, Pfeilrinne und Schloß sind nicht erkennbar, doch endet hier der Schaft hinter dem Schloß, ein Merkmal, das an die Armbrüste Chinas erinnert. Zum Spannen können nur wie bei allen primitiven Armbrüsten die Beine auf den Bogen gestellt worden sein. Nach Koetschau Karl (zur Etymologie des Wortes "Armbrust") entstand das Wort "Armbrust" aus dem indogermanischen "Ar" für Bogen und "Rust" für Rüstung, das ist der Schaft. So wäre also die Armbrust ein mit einem Schaft versehener Bogen. Im früheren Mittelalter wurde die Armbrust"Arcruubalista" bzw. "Arbalista" bezeichnet, erst später wurde der Name "Balestra" genannt, wobei sich heute der landesübliche "Balester" ableiten läßt.

Die vorromanische Armbrust

Aus dem Zeitabschnitt zwischen 5. und 10. Jahrhundert fehlen alle Urkunden, welche die Existenz einer Armbrust nachweisen hätten können. Die Armbrust läßt sich in diesem halben Jahrtausend weder beweisen noch widerlegen. Es ist schwierig, aus Quellen des früheren Mittelalters den Werdegang der Armbrust zu rekonstruieren. Insgesamt gibt es drei Quellen, welche die vorromanische Armbrust belegen. Die wichtigste ist die erst im 19. Jahrhundert von G. H. Pertz im Original aufgefundene "Geschichte der Gallier". Verfaßt wurde dieses Werk von einem Mönch namens Richer aus Reims im 10. Jahrhundert bis zum fahre 998. Ab dem Jahre 947 wird die Armbrust von Richer, dem Sohn eines Kriegsmannes, häufig erwähnt.

Die gotische Armbrust im Kriege

In der Gotik und Spätgotik gelangte die Armbrust noch zu einer Hochblüte in Bezug auf Kriegsfernwaffe. Ab dem Jahre 1012 werden, wie bereits erwähnt, Genueser Armbrustschützen urkundlich genannt (G. Giorgetti, San Marino). Seither wurden in allen Heeren Europas häufig Armbrustschützen eingestellt, und die Armbrust war von 1200 - 1460 die bevorzugte Fernwaffe in Kontinentaleuropa. Die Genuesen waren immer die bekanntesten Armbrusthersteller und unübertroffene Schütze Bernado Justiniani schreibt, daß im Jahre 1246 fünfhundert guenesische Armbrustschützen mit Hornbogen gegen die Mailänder zogen und daß jedem, der gefangen wurde, als Vergeltung für die durch die Armbrust Getöteten ein Auge Lind ein Arm genommen wurde. Die genuesischen Armbrustschützen waren so gute Scharfschützen, daß sie trafen, wohin sie immer zielten. Doch allmählich kam auch für die Armbrust der Niedergang. Die letzten Jahre des 13. Jahrhunderts brachten die Wende. Die Engländer rüsteten unter Eduard 1. ihre Soldaten auf den Langbogen um, die Franzosen folgten dieser Umstellung nicht, und die Genueser Armbrustschützen, welche im Solde Frankreichs standen, wurden von Eduard 111. im Jahre 1346 bei Crecy vernichtend geschlagen. Nunmehr hat der Langbogen die Armbrust übertroffen, deswegen wurde aber die Armbrust noch lange nicht aufgegeben. Sie richtete z. B. in der Schlacht bei Wisby (Gotland) 1361 verheerende Folgen an. Zeigte Crecy 1346 die Schwächen der Armbrust (Verlängerung der Sehne, moorastiger Boden bei Regenwetter), so beweist die Schlacht bei Wisby 1361 das Gegenteil. Die Toten dieses fruchtbaren Gemetzels vor Wisby auf Gotland wurden damals eilig in Massengräbern beigesetzt und jetzt mit den Mitteln der Gegenwart geborgen und untersucht. Bengt Thordeman (Schwede) hat das Grabungsergebnis dieses waffenhistorischen Glücksfalles veröffentlicht. 1572 beigesetzte Krieger konnten erfaßt werden. Weichteilwunden konnten natürlich an ihnen nicht mehr festgestellt werden, die Verletzungen am Skelett jedoch spiegelten noch die ganze erbarmungslose Härte des mittelalterlichen Kampfgeschehens wider. Auch der Bolzen der Harnbogenarmbrust hinterließ seine Spuren. An 16,2 % der Toten ließen sich noch Bolzenverletzungen nachweisen. Ca. 10 % der Gefallenen sind Kopfschüssen erlegen, obwohl viele durch ihre Ringelpanzerhauben geschützt waren. Man fand in den Köpfen Bolzeneisen in den verschiedensten Lagen. Ein Teil steckte im Schädeldach oder in der Schädelbasis, andere lagen frei im Schädelinnern. Die Verdrängung der Armbrust ging nicht von heute auf morgen, sondern sie erstreckte sich von ca. 1345 bis 1500, es kam vereinzelte Male noch zu einem Aufbäumen oder Aufflackern der traditionellen Waffengattung, wie Wisby beweist, doch der Niedergang der Armbrust war nicht mehr aufzuhalten. Um 15 00 war sie schon eine selten gewordene Kriegswaffe, schon mehr Jagdwaffe und ziemlich zur gleichen Zeit auch Scheibenwaffe. Da die Armbrust geräuschlos war, überlebte sie als Jagdwaffe das neu einzuführende Gewehr als Jagdwaffe um mehr als eineinhalb Jahrhunderte. ( 1470 - 1630). Um 1522 waren Armbrüste in allen Heeren für die offene Kriegführung abgeschafft, wurden aber gelegentlich noch auf Kriegsschiffen verwendet und bis 1535 für Verteidigung und Angriff belagerter Städte und Burgen. Zu erwähnen wären noch zwei Armbrüste, welche in Europa in der Spätgotik als Jagdwaffe Verwendung fanden.

Die westeuropäische Armbrust

Mit englischer Winde als Spannvorrichtung, um das Jahr 1500.

Die mitteleuropäische Armbrust

Diese mitteleuropäische Armbrust der Spätgotik war mit Hornbogen versehen, als Spannvorrichtung diente eine deutsche Winde.

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